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Erkenntniskritische Reflexionen zum „doppelten Marx“ und zur ideologischen Konjunktur der späten Postmoderne. Daniel Späth/ Gruppe exit!

Spätestens mit der Finanzkrise von 2008 dürstet das bürgerliche Zerfallssubjekt nach neuer Tiefe. Die durch die fortschreitende Entwertung des Weltkapitals selbst vorangetriebene Modifikation ideologischer Krisenbewältigung treibt auch eine neue Renaissance entfremdungstheoretischer Versatzstücke hervor. Denn die neu entdeckte Innerlichkeit kapriziert sich unmittelbar auf ein gesellschaftliches Außen, das der Verwirklichung ihrer „Authentizität“ und moralischen „Gesinnung“ im Wege stehe; wodurch Vergesellschaftung allerdings auf eine abstrakte und äußerliche Gegebenheit reduziert wird.
Der erste Teil des Vortrags zeichnet die innermarxistische Kontroverse um die Marxsche Entfremdungstheorie nach und sucht dabei die jeweiligen identitätslogischen Verkürzungen aufzuzeigen. Das Herausarbeiten der Marxschen Fetischkritik als Analyse des „prozessierenden Widerspruchs“ (Marx) ermöglicht eine Reflexion auf das Ineinander von objektivierter Fetischkonstitution und Ideologiebildung, wofür die in der späten Postmoderne an Bedeutung gewinnende Entfremdungstheorie paradigmatisch stehen kann. Vor allem die auch in linken Kreisen prominent gewordene Entfremdungstheorie von Rahel Jaeggi soll im zweiten Teil des Vortrags einer Kritik unterzogen werden.
Vortrag gehalten auf dem exit!-Jahresseminar 2017 „Postmoderne im Niedergang“ http://exit-online.org |


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Die aus Sicht der Wert-Abspaltungs-Kritik paradoxe Gegenläufigkeit, dass einerseits die Theorie einer fundamentalen Krise des Kapitals vor dem Hintergrund der europäischen und globalen Krisenverwaltung permanent an Brisanz gewinnt, andererseits die Gesellschaft aber noch nie so weit wie heute davon entfernt war, eine inhaltliche Auseinandersetzung mit ihr auch nur im Ansatz zu versuchen, drängt geradezu zu einer psychoanalytischen Kritik der grunsätzlichen, irrational erscheinenden Aversion gegen die Krisentheorie, die wie kein anderer Affekt für die gedankliche Selbstauslieferung an die fetischistischen Systemgesetze steht.
Der Vortrag „Kritik durch Deutung“ – Wert-Abspaltungs-Kritik, Psychoanalyse und die Irrationalität des narzisstischen Zerfallssubjektes“ von Daniel Späth versucht, eine wert-abspaltungs-kritische „Kritik durch Deutung“ von der Marxschen „Kritik durch Darstellung“ abzugrenzen, um insbesondere in Bezug auf die Freudsche Theorie darzulegen, wie ihr als Konstitutionstheorie der psychischen Form sowohl kritische, als auch affirmative Momente eigen sind. Ein zweiter Teil wird auf dieser Basis die psychodynamischen Implikationen des narzisstischen Sozialcharakters ausleuchten, um so letztlich auch auf die sozialpsychologischen Schranken aufmerksam zu machen, die sich der radikalen Krisentheorie gegenüber auftun.


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Teil 1: Claus Peter Ortlieb ‚Kapitalistische Krise und Naturschranke’. Anders als die ökonomische Krise, die in der bürgerlichen Öffentlichkeit als vorübergehende Erscheinung gedeutet wird, wird die ökologische Krise dort durchaus als Grundproblem der modernen Lebensweise wahrgenommen. Allzu offensichtlich ist der Widerspruch zwischen den ökonomischen Wachstumsimperativen auf der einen und der Endlichkeit der stofflichen Ressourcen auf der anderen Seite. Solange allerdings die kapitalistische Produktionsweise für so natürlich gehalten wird wie die Luft zum Atmen, beruhen alle Problemlösungen auf Fiktionen: Während die einen die Naturschranke unter Hinweis auf den technischen Fortschritt als nicht existent vom Tisch wischen, vernachlässigen oder verniedlichen die anderen die systemischen Zwänge und halten allen Ernstes einen Kapitalismus ohne Wachstum für möglich. Dazwischen versucht eine Mehrheit, das Problem durch die Kreation logisch unverträglicher Begriffe wie den des „nachhaltigen Wachstums“ zu vernebeln und sich so die Vereinbarkeit des Unvereinbaren einzureden. Zur Klärung der Frage, was da eigentlich so zwanghaft wächst, sollen im Referat die im Laufe der kapitalistischen Entwicklung dynamisch sich verändernden Beziehungen zwischen Mehrwertproduktion, stofflichem Output und Ressourcenverbrauch und die aus ihnen resultierenden Wachstumszwänge untersucht werden. Dabei zeigt sich, dass ökonomische und ökologische Krise einerseits dieselbe Ursache in dem immer weiteren Auseinandertreten von stofflichem und abstraktem Reichtum haben. Auf der anderen Seite geraten die innerkapitalistischen Lösungsversuche für beide Krisen miteinander zunehmend in Widerspruch: Während etwa im Rezessionsjahr 2009 die weltweite CO2-Emission tatsächlich leicht zurückging, laufen die vergeblichen Versuche zur Bewältigung der ökonomischen Krise darauf hinaus, noch die letzten natürlichen Schranken gewaltsam zu durchbrechen.


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Noch einmal im Programm - da im April unvollständig gesendet:

Tomasz Konicz: „Faschismus im 21. Jahrhundert“:
Wohin entwickeln sich die Gesellschaften im krisenhaften Spätkapitalismus? Mit jeder neuen Wahl scheint der Durchmarsch der Rechten voranzuschreiten. Die Verrohung des öffentlichen Diskurses und der Gesellschaft, die sich immer offener artikulierende rechte Gewalt, die rasch voranschreitende Aushebelung bürgerlicher Grundrechte – sie lassen Erinnerungen an den Vorfaschismus der 30er Jahre aufkommen.
Tomasz Konicz möchte mit seinem Buch „Faschismus im 21. Jahrhundert. Skizzen der drohenden Barbarei“ Parallelen zwischen dem Aufstieg des Faschismus in der Zwischenkriegszeit und dem gegenwärtigen Durchmarsch der Rechten ziehen, in dem Faschismus als eine Extremform von Krisenideologie begriffen wird, die in Krisenzeiten mittels Gewalt und Terror eine im Zerfall begriffene kapitalistische Gesellschaftsformation aufrecht zu erhalten versucht - und diese in die Barbarei treibt.
Vortrag und Diskussion vom 27. März 2019 in Hamburg.


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