Nachmittagsmagazin für subversive Unternehmungen

23.06.2017 - 16:00
23.06.2017 - 17:00

Der Betrag "Intifada gegen

Der Betrag "Intifada gegen G20 als Teil des inszenierten Volksaufstandes" war in seiner Undifferenziertheit ein echtes Ärgernis. Alle sind sie Antisemiten, von der IL bis zur GEW. Die palästinensischen Flüchtlinge sind "sogenannt", die Nakba wird als "Auswanderung" euphemisiert, Teilnahme an der Gaza-Flottille heißt, dass man Antisemit ist. Aus einem Boykott der Siedlungen im Westjordanland (der von der Jewish Voice for Peace unterstützt wird) wird ein "Israel-Boykott" etc.

Was soll das? Für eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem superkomplexen Thema sind solche offensichtlichen Falschdarstellungen echt nicht hilfreich.

Auch bezeichnend war, dass der Betrag überhaupt nicht über den deutschen Tellerrand geblickt hat. Das BDS-Movement etwa ist keine deutsche Erfindung sondern findet maßgeblich in den USA statt, wo es von progressiven jüdischen Organisationen maßgeblich unterstützt wird. Der Beitrag wirkte wie eine deutsche Bauchnabelschau. Es geht nur darum, im deutschen Kontext "sauber" zu sein und die korrekte Partei zu ergreifen, und wenn das bedingungslose Solidarität mit einer gruseligen Rechtsaußenregierung bedeutet, dann nehmen wir eben auch das in Kauf.

Den Menschen in Israel und Palästina hilft das aber wenig. Dort braucht es echten Mut. Auch Mut zu Visionen (der Zionismus hatte ursprünglich einen starken linken, internationalistischen, utopischen Flügel. Daran gilt es anzuknüpfen!). Mut aber auch zur Kritik und Auseinandersetzung. Diese Kritik muss natürlich in erster Linie von jüdischen und arabischen Stimmen kommen. Ich denke, es braucht neue Visionen. Die Zweistaatenlösung ist tot. Aber soweit, Israel mit Westjordanland als säkularen Staat für alle seine Einwohner neu zu erfinden, sind wir noch nicht. Aber dahin muss es letztendlich gehen. Und dieses Ziel ist nicht zu erreichen, wenn man die andere Seite dämonisiert. Was wäre auch die Alternative? Alle Palästinenser nach Jordanien deportieren? Im 21. Jahrhundert darf das keine Option mehr sein.

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