Schau, da ist es, das Haus inmitten von Eis und Schnee aufgeworfenen Hügeln, ein wenig versteckt in den sich dahinschlängelnden Schluchten einer weißgefederten Landschaft, umhegt von einem unversehens über Nacht verzauberten Wald, von dem nur ein abstraktes Muster in Schwarz und Weiß verblieben ist. Öffnen wir die Pforte und gehen hinein.
Rechts die Garderobe mit einer Pudelmützensammlung, darunter ein Bündel Regenschirme, ein, zwei Schuhe hier und da, rechts und links dahinter geht es in unbekannte, leicht abgedunkelte Räume. Zuvorderst aber steigen wir über einige mit karminrotem Teppich ausgelegte Treppenstufen hinauf in das erste Stockwerk mit seinen zwei, vielleicht drei Kammern.
Über oder neben diesen der Dachboden, gefüllt mit alten Wunderlichkeiten, Vergessenem und Verborgenem, Verstaubtem und Verhülltem. Sagen wir Puppenstuben und Groschenhefte, ein umgefallenes Schaukelpferd und Comics mit verblichen-bunten Umschlägen. Dazu versteckt in einem wollenen Nest, eine Mäusefamilie, in vermeintlich sicherer Entfernung zum Heim der Hauskatze.
Und – bei Tage unsichtbar – ein Gespenst in weißem Laken, nur des nächtens anhand schauriger Geräusche mit klopfendem Herzen wahrzunehmen. Irgendwo darüber thront der Schornstein und kringelt seinen Rauch in die lichten Höhen einer unbekannten Zukunft, in die – manchmal in unbewusst-dunklen Nächten – der Schnabel des Wetterhahns schon weist.
Doch zurück ins Haus, hier und dort lassen wir weiße Flecken, kein Haus ohne seine Terrae incognitae, allzubekannt scheint das Terrain, nur an den Rändern immer wieder ein wenig unheimlich.
Aber bedarf es wirklich nicht mehr als zahllose zu einem Gehäuse angehäufter – aus der Sicht des alten Maurers sicherlich wohlgefügter – Steine, darüber eine bunte Tapete, hier und dort ein wenig verlorenes Strickgarn, das Rascheln einer Schürze, den knarrenden Schaukelstuhl, das Klappern eines Topfdeckels, vergoldete Bilderrahmen und kleine Büchergestelle an den Wänden, eine ausgeleierte Wäscheleine im Garten und rotgoldenes Laubwerk vor einem Fenster, um so etwas wie ein Zuhause heraufzubeschwören?
Und was ist das eigentlich, ein Zu-Hause-Sein? Ein perfektes Bild aus der Werbung der letzten Jahrzehnte? Ein immerwährender Traum einer Rückkehr vom Ende der Nacht? Die Sehnsucht nach einer sicheren und irgendwie wärmenden Behausung? Und welche Konstellation von Menschen und Dingen erschaffen es (wenn vielleicht auch nur temporär)?
Wir wollen dieses erkunden und begeben uns in reale, erinnerte oder imaginäre Häuser auf die Suche nach Antworten. Dazu bedarf es eines Plattenspielers nebst Telefon und einem Radio – und schon geht es auf verschlungenen Wegen vom dunklen Keller zum staubigen Dachboden und von da zur nächsten Sendeantenne und von dort in alle Räume eines Zuhauses oder Nichtzuhauses.
Was noch fehlt: Musik.
Musik wie ein unwirkliches Gespinst, sich wie eine linnene Staubabdeckung über das Mobiliar, die Bilder und die Menschen legend. Musik wie ein qualmendes Kaminfeuer, in dessem Rauch Rosmarinzweige kurz aufglimmen. Musik wie eine ferne, willkommene Erinnerung, die auf einem winterlichen Schlitten davongleitet. Musik, wie eine Tür, durch die man eintritt und nie wieder hinausgehen möchte.
Legt ein Musikstück eurer Wahl auf, wählt die 432 500 46, ruft uns an auf unserer Exkursion und haltet den Telefonhörer an einen Lautsprecher eurer Musikanlage. Das Eingespielte wird sogleich in unser labyrinthartiges Zuhause gelangen und von dort über unzählige Antennen ausgebreitet. Um sich auf die Welt wie ein wärmendes Tuch zu legen, das innen mit dem glühendsten, farbigsten Seidenfutter ausgeschlagen ist. In dieses Tuch wickeln wir uns, wenn wir von diesem einen Zuhause träumen.
Zu hören auf FSK 93,0 MHz Antenne oder 101.4 MHz im Kabel
Livestream unter: www.fsk-hh.org
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20 Uhr, an diesem Samstagabend: Lignas Music Box - ZUHAUSE
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