Irgendwo da oben die Sonne. Keine Wolke, nichts als Blau. Hier der Strand, dort die tristen Palmen. Sand überall, selbst in den Mundwinkeln. Kein Entkommen…
Wir schlagen ein Buch auf, fast wäre es von einer Düne verschlungen worden. Ein wenig Schatten aus Druckerschwärze mag die Schmerzen des ewiggleichen, mitleidlosen Lichts lindern. Wir überfliegen einige Zeilen, die uns vom schneeweißen Papier entgegenscheinen:
[…]
„Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.
Keine Möwe mehr darf ins Ohr ihnen schrein
Keine Woge laut an der Küste versprühn;
Wo Blumen blühten darf sich keine mehr regen
Und heben den Kopf zu des Regens Schlägen;
Doch ob sie auch toll sind und tot wie Stein,
Ihr Kopf wird der blühende Steinbrech sein,
Der bricht auf in der Sonne bis die Sonne zerbricht,
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.“
„Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben“ schrieb Dylan Thomas in jungen Jahren, vor 1933. Schaute er dabei in den gleichen Himmel? Bis die Sonne zerbricht? Dann Nacht, Kälte, der Tod. Oder das ewige Reich, die Verheißung dessen, was da kommen mag?
Wir gehen noch einmal zurück in der Zeit. Verbleiben irgendwo zwischen 1933 und vielleicht 5 Milliarden Jahren in der Zukunft. Und sprechen über den Tod, das Sterben, die Einsamkeit, Katzen und Totengräber.
Da wir nicht im Studio weilen, bleibt das Telefon stumm. Nur an und ab lauschen wir irritiert, vermeinen wir doch ein entferntes Klingeln zu hören, aber es sind nur die Boote in der Ferne, auf ihrem Weg in das gleißende Licht, immer weiter, bis sie mit ihren salzigen Segeln und ihren fischfauligen Mäulern fast die Sonne berühren. Und Finsternis sich für einen Moment über alles legt, uns, den Sand, die Wellen, das Radio, die Musik, den Himmel, den rasiermesserscharfgeschnittenen Horizont. Wir atmen auf. This is the End.
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