Wenn die Schlussfolgerung, Pulver und Blei sind im Krieg die „última razón“ der Könige (so Calderón in seinem Drama von 1644 „In diesem Leben ist alles wahr und alles Lüge“) auf gesellschaftliche Verhältnisse zu übertragen wäre, könnte man ohne Zögern Balzac folgen, für den Geld die „ultima ratio mundi“ war, also die eigentliche Macht in der Welt.
Beschönigend beschrieben als „Money makes the World go round“ und kaufmännisch „We're only in it for the Money”, auch wenn der schöne Schein dieses verhüllen soll. Doch was ist Geld? Dieses ist nur selten in seiner lockendsten physischen Gestalt zu finden, wie z. B. Gold („diese der Sonne geraubte Träne“) und entbehrt daher in der Regel bestimmter, fast mythischer Eigenschaften („Gold und Diamanten erhellen meine Nacht“). Vielmehr sind es vorderhin Münzen aus wertlosem Metall und unzählige Papierstücke. In sogenannter komplexerer Form Anleihen, Derivate, Futures, Optionen, Bitcoins, Luftbuchungen und abstrakte Zahlen – zusammen ein auf einen Wert referierender Schall und Rauch unermesslichen Ausmaßes auf der Suche nach wundersamer Vermehrung in Form von Profit und Rendite.
Die Funktion des Geldes theoretisch zu erfassen trieb manchen um, ganz habhaft konnte man ihrer allerdings nie werden. Die einfachste Erklärung mag sein, dass das Geld als Vermittler für die Verteilung von Produkte und Diensten fungiert. Doch dem Armen repräsentiert es seinen Kampf um seine elende Existenz und daraus resultierend die Veräußerung seiner Arbeitskraft. Dem Reichen die Jagd nach Freuden und Genüssen und das Ziel und Zweck aller Geschäfte („Wirklich, die Taler leben und rühren sich, wie Menschen: sie kommen und gehen, arbeiten in ihrem Schweiß, bringen was hervor“).
Die „in ihrem Schweiß arbeitenden Taler“ deuten auf eine Variation klassischen Geschäftsgebahrens hin, sie gipfelt wie von Zauberhand in der Spekulation, über die Balzac schrieb: „ein Geschäft, bei dem einer die Geschäfte in ihrer Totalität umfasst und die Gewinne vorwegnimmt, bevor sie noch existieren, eine gigantische Konzeption, eine Methode, die Erwartungen vorher zu regulieren, eine neue Geheimlehre!“ Diese Geheimlehre als Mittel der „Sucht, sich zu bereichern“ ergreift wie eine Droge die bürgerliche Gesellschaft im 19. Jh. Ihre Geburt geht von nun an einher mit dem Leitspruch: „Enrichissez-vous“ – „Bereichert Euch!“ Der neue Reichtum beruht nicht mehr auf Gewinne „durch die Produktion, sondern durch die Eskamotage [Taschenspielerei] schon vorhandenen Reichtums.“
„Von nun an werden die Bankiers herrschen“, zitiert Marx den Bankier und Finanzmagnaten Laffitte.
Man könnte vereinfachend mit Rousseau sagen, dass das Geld, das man besitzt, Mittel zur Freiheit ist, dasjenige, dem man nachjagt, aber das Mittel zur Knechtschaft.
Entscheidend ist die Bewegung des Geldes, eine Bewegung ohne Unterlass zur permanenten Umgestaltung der Welt, rastlos und sich allem entziehend, auch wenn am Ende vom Reichtum häufig nur die Insolvenz, das Elend, die Trümmer ganzer Landschaften, Falschgeld und Katzengold übrig bleiben.
Die Music Box will mit Hilfe der Musik den vielfältigen Wegen des Geldes nachgehen und eine Spurensuche aufnehmen. Von Liedern über Fluch und Segen des Geldes, den Stoffen, aus dem die Träume sind, den damit einhergehenden Gewinnen und Verlusten bis hin zu allem, was mit Geld und den anderen Inkarnationen von Reichtum und Armut zusammenhängt. Und ausnahmsweise dürfen unter der Studionummer 432 500 46 Goldene Schallplatten eingespielt und – Geldscheine verbrannt werden!
Sonnabend, 20-23 Uhr - Lignas Music Box: GELD
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