Wir versammeln uns im schwarzverhangenen Studio, das den Blick durch zwei verrußte Fenster auf den dahinter liegenden, in aller Eile eigens für die Sendung umgestalteten Hinterhof im Gängeviertel eröffnet.
Im trüben Draußen ein jetzt mit Kohlenstaub bestreuter Weg, darin ein kleines, mit einem Basaltkreuz eingefasstes und mit schwarzer Tinte gefülltes Wasserbecken. Ringsherum eine mit öliger Farbe krumm und schief konturierte Häuseransammlung und eine durch schmale, sonnenlose Lücken sich emporwindende, aus Zypressen und Pinien zusammengesetzte Baumgruppe im verborgenen Halbdunkel.
Im Inneren des Studios ist das Sendeequipment auf einem mit Skabiosenkörben geschmückten und von grün flammenden Kandelabern erhellten schwarzen Tischtuch aufgestellt:
Ein in Ebenholz gekleideter Plattenspieler, der leise Trauermärsche eines namentlich im unlesbaren Dunkel des Plattencovers verbleibenden Orchesters spielt, dazu ein Telefon, welches noch in den verblassten Farben des frühzeitig stattgefundenen Sonnenuntergangs nachleuchtet – kleine gräuliche Tupfen auf schwärzest-schwarzem Bakelit. Dazwischen angeordnet eine Ziffernfolge auf einem mit Tränen besäten, ebenfalls schwarzen Pailettenstoff, welche sich unschwer als Nummer des Studiotelefons entziffern lässt:
432 500 46.
Es ist also dunkel – aber noch nicht Nacht –, doch schon eiligen Schrittes hin zur erwarteten schwärzesten Schwärze, welche auch musikalisch erklingen soll.
Ein letzter Blick himmelwärts hinter die jede Form von aufhellendem Licht absorbierenden Vorhänge des Studios offenbart nur eines: düstere Aussichten. Wohin man auch schaut, überall öffnen sich hoffnungslose Abgründe. Katastrophen - noch in lichtloser Ferne zu verorten – kommen langsam, aber unwiderruflich näher.
Was bleibt ist allein der Rückzug in diese bergende, dunkle Kammer. Dabei einen akustischen Weg durch die Dunkelheit zu suchend, in der wir als weithin sichtbares Zeichen letzter Hoffnung die kohleschwarze Fahne gegen die Herrschaft der realen Schatten in den rabenschwarzen Himmel halten.
Über das schon beschriebene Studiotelefon können alle musikalischen Assoziationen zur Farbe Schwarz und allem, was sich mit ihr verbindet eingespielt werden. Denn erst wenn das letzte Licht unrettbar schwindet und das Herz der Finsternis zu pochen beginnt, werden die Radiowellen im Nachthimmel Funken schlagen für einen neuen Morgen.
Zu hören auf FSK 93,0 MHz Antenne oder 101.4 MHz im Kabel
lmb [at] fsk-hh [dot] org
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Heute Abend, 20 Uhr: Lignas Music Box: SCHWARZ
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