Wir dokumentieren:
"Stellungnahme von Radio LoRa zur Festnahme eines Mitarbeiters in den Räumlichkeiten von Radio LoRa
Am Abend des 25. Juni 2019 kam es zu einem höchst unerfreulichen Vorfall bei Radio LoRa, dem alternativen Lokalradio von Zürich.
Eine lateinamerikanische Sendungsmacherin war spät dran für ihre Sendung um 18 Uhr und rannte aus dem 32er Bus ins Radio LoRa-Studio an der Militärstrasse 85 a. Ihre Herkunft und der Umstand, dass sie auf der Strasse rannte, waren offenbar Grund genug für die Stadtpolizei, die Frau als verdächtig einzustufen. Da die Sendungsmacherin die Polizist_innen nicht bemerkt hatte und direkt ins Studio gelaufen war, versuchte die Stadtpolizei, sich Zugang zum Haus von Radio LoRa zu verschaffen, um die Frau kontrollieren zu können. Als ein festangestellter Mitarbeiter von Radio LoRa die Polizist_innen am Hauseingang fragte, warum sie ins Haus wollten, nach einer Legitimation fragte und sie aufzuklären versuchte, dass es sich um Redaktionsräume handelt, wurde er verhaftet. Die unverhältnissmässig brutale Festnahme führte zu einer Verletzung unseres Mitarbeiters am Arm. Obwohl er in keinster Weise Widerstand leistet, wurden ihm Handschellen angelegt und er wurde von einer Patrouille, die als Verstärkung angefordert worden war, ins Amtshaus 1 an der Uraniastrasse gebracht, wo er bis ca. 21:30 festgehalten wurde. Die Festnahme wurde durchgeführt, obwohl die gesuchte Sendungsmacherin den Polizist_innen vor Ort auf eigene Initiative ihre Papiere noch vorwies, nachdem sie von einer Mitarbeiterin über den Sachverhalt informiert worden war, und die Polizei nichts zu beanstanden hatte.
Als Betrieb möchten wir uns mit aller Entschiedenheit dagegen verwehren, dass unsere Arbeit als komplementäres, nicht-kommerzielles Radio auf diese unverhältnissmässig brutale und eskalative Art gestört wird. Noch einmal zur Erinnerung: Anlass für diesen Einsatz war, dass eine lateinamerikanische Frau, eine woman of color im öffentlichen Raum rannte. Dass es bei der Zürcher Polizei ein Problem mit racial profiling gibt, ist nicht neu und doch ist dieser Fall symptomatisch für die massive Einschränkung (der Bewegungsfreiheit) von Migrant_innen und people of color im öffentlichen Raum durch die Polizei.
Wir sind schockiert von der Unverhältnismässigkeit des Verhaltens der Polizist_innen im Umgang mit unserem Mitarbeiter und auch davon, wie die Integrität unserer Redaktionsräume missachtet und verletzt wurde, statt den Dialog mit den verantwortlichen Mitarbeitenden zu suchen. Radio LoRa, das nicht-kommerzielles Lokalradio für den Grossraum Zürich und zugleich das älteste Gemeinschaftsradio der Schweiz, hat gemäss der bundesrätlichen Konzession den Auftrag mit seinem Programm «insbesondere die Anliegen sprachlicher, gesellschaftlicher und kultureller Minderheiten» zu thematisieren. LoRa ist ein interkulturelles Radio mit Sendungen in 20 verschiedenen Sprachen. Von den rund 300 Sendungsmacher*innen sind etwa die Hälfte Migrant*innen. Wenn die Arbeit bei Radio LoRa für diese Menschen nicht sicher ist und sie mit Repressalien auf ihrem Arbeitsweg rechnen müssen, hat das fatale Konsequenzen für den Betrieb. Es beeinträchtigt uns als Radio in der Erfüllung unseres Programmauftrags und schränkt die Mitarbeitenden in ihrem Recht auf freie Meinungsäusserung ein.
// Kontakt für Medienschaffende //
Öffentlichkeitsarbeit: pr [at] lora [dot] ch // Tel 004144 567 24 15"