"Meine eigene Existenz oder die Existenz eines würdigen Lebens von Millionen Erwerbslosen. Was wiegt mehr?"

In diesem einfachen Satz, unterkomplexer Alternativlosigkeit hat Inge Hannemann ihre Kolleginnen und Kollegen aufgerufen, "am 2. Mai 2013 um 11.55 Uhr eine Schweigeminute ein(zu)legen, für alle Erwerbslosen, die wir in Not, in Demütigung und in den Verlust der Menschenwürde getrieben haben." (Inge Hannemann, Jobcenter Mitarbeiterin "Offener Brief an die Kolleginnen und Kollegen".)

Inge Hannemann ist in dieser Woche an ihrem Arbeitsplatz freigestellt worden und durfte diesen nur noch in Begleitung des Hausmeisters betreten. Dazu erreichte uns die folgende glossenhafte Kommentierung eines Hörers: "Ich würde die Frau Hannemann zu den Pussy Riot nach Sibirien schicken. Kurze Rücksprache mit dem Genossen Gazprom Gerhard und Patriarch Putin und ab ins Umerziehungslager nach Sibirien. Wo kommen wir denn da hin, wenn da jede(r) Deutschlands Ruf in der Welt so besudelt. Wir stehen doch schließlich im internationalen Wettbewerb gut da dank der Agenda2010, oder?
Ist doch ganz Europa in der Krise oder? Nur wir nicht und das dank der Agendadada."

Inge Hannemann schreibt auf dem Blog an ihre Kollegen und Kolleginnen: "Die vielen Mails und Outings von Euch, zeigen mir, dass es auch im Inneren der Jobcenter brodelt. Dass ein Nachdenken entsteht. Sie zeigen mir aber auch, dass die Angst vor Repressalien von Oben und vor dem Verlust des eigenen Arbeitsplatzes und der darauffolgenden Existenzangst sehr groß ist. Und ich denke, dass ich nichts Falsches behaupte, dass diese Angst durchaus berechtigt ist. Mein eigener „Fall“ zeigt dieses ja deutlich."

Der offene Brief leitet über zu der o.g. Schweigeminute - eine stille Demonstration nicht nur der Würde der Hartz 4 Betroffenen, sondern auch der adressierten Mitarbeiter_Innen, denen dies stiller Ausgangspunkt eigener Kampfaktionen am Arbeitsplatz werden sollte.

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