Freies Radio

Vortrag und Diskussion mit Martin Dornis dokumentiert bei Radio Corax.

In den letzten Wochen wurde das internationale Finanzsystem durch heftige Erschütterungen schwer lediert. Ausgehend von einem Einbruch der Immobiliengeschäfte in den USA stürzten weltweit die Aktienkurse ein. Die Entwicklung von Indizes wie dem DAX und dem Dow Jones ließ bei weitem nicht nur Politikern und Ökonomen weltweit den Atem stocken. Der Durchschlag der Krise auf das alltägliche Leben ist mehr als offenkundig, allenthalben wird über „Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft" gemunkelt. Im Zuge dieser Krise erlebt die staatliche Regulation des Finanzsystems bei weitem nicht nur unter politikfetischistischen Linken eine Hochkonjunktur. Selbst beinharte Neoliberale denken urplötzlich über eine neue Rolle des Staates nach. Finanzexperten der FDP-Bundestagsfraktion entdecken zudem urplötzlich das gute alte Feinbild des „Spekulanten". Der freie Markt wäre eine prima Sache, wenn es nur die „Schnäppchenjäger" nicht gäbe, die einem mit ihrer „Gier" und „Verantwortungslosigkeit" die freie und gesunde Marktwirtschaftssuppe versalzen würden. Die Adresse dieser „Schnäppchenjäger" wird mit schlafwandlerischer Sicherheit in den USA vermutet und gefunden. Die deutsche Bundesregierung frohlockte in Gestalt ihres Finanzminister Steinbrück, dass die führende Rolle der USA nun wohl endgültig vorbei wäre und selbst die Wallstreet jetzt ein völlig anderes Gesicht bekäme. In linkstheoretischen Reflexionen wird einerseits der „ideologische Verarbeitungsprozess" der Krise thematisiert, dabei zurecht auf einen sich zuspitzenden Antisemitismus und Antiamerikanismus verwiesen. Andererseits werden die „realen Fakten" der ökonomischen Krise debattiert. In meinem Vortrag geht es unter strikter Kritik an einem Denken in den Kategorien von Basis und Überbau um beide Seiten in ihrer strukturellen Verquickung. Die tragenden Kategorien der über Warentausch und Kapitalakkumulation global zusammengeschweißten Gesellschaft müssen ihrerseits gedacht werden, um existieren und sich dynamisch entfalten zu können. Ideologie begleitet diese Gesellschaftsform daher von ihrer ersten Minute an. Gleichzeitig ist die Warengesellschaft bereits in ihren Grundeinheiten ein Prozeß der gewaltförmigen Vergleichung von Produkten und Menschen, die per se alles andere denn gleich sind. Damit ist die Möglichkeit der Krise von Anbeginn grundlegend für die bestehende Gesellschaft. In der aktuellen Finanzkrise zeigt sich vor diesem Hintergrund: 1. Der notwendig ideologische Gehalt des Kapitalismus, 2. seine innere Unlogik, 3. die Notwendigkeit, materialistische Gesellschaftskritik vor dem Hintergrund der Krise zu formulieren. Dies muss vor dem Hintergrund des schlimmsten Verbrechens der Geschichte, der deutsch-nationalsozialistischen Massenmordes an den europäischen Juden geschehen. Der damit verbundene Umschlag von Ökonomie in Vernichtung unter der Federführung des direkten staatlichen Zugriffs war die Bewältigung der Krise mit deutschen Mitteln. Materialistische Gesellschaftskritik unter Reflexion auf die Krise muss vor dem Hintergrund von Auschwitz und seiner drohenden Wiederkehr diskutiert werden.
(Veranstaltungstext der ag antifa im stura der uni halle)


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