Sehr ernsthafte KritikerInnen widmeten sich des Berliner Obama Besuches.
Beindruckend in dieser Vortragsreihe war ein Statement einer Journalistin. Sie zeigte ihr Unverständnis der jubelnden Massen an der Freiheitssäule. Sie konnte diesem keinen Begriff geben, mit welchem die von ihr benannte Inhaltsleere beschreibbar gewesen wäre. Solche fielen dann von weniger Skrupellosen, einige wie Event oder Pop. Nichts dagegen außer einem: Politik geht anders und das in Berlin, wo es eigentlich im deutschen Sinne am Brandenburger Tor stattgefunden hätte. Da ist es am Begriff nicht weit: Ausdruck der völligen Entleertheit aller Politik; ihrer scheinbaren Interesselosigkeit und einer Verkehrung ins symbolische, göttliche. Noch handelt es sich um eine Realabstraktion. Ihr Umschlag ins manifest-gesellschaftliche ist zu jedem Zeitpunkt möglich. Woran es liegt, hätte der Administration zu Zeiten der zwei plus vier Verhandlungen gewärtig sein sollen. In der Gesellschaft aufgenommen: Der neue alte Nationalsozialismus
Dokumentation: "Protest gegen Disziplinarverfahren wegen Kritik an der Beschäftigung eines Ex-NSDAP-Mitglieds an FH Bielefeld in den 1970er Jahren!!!
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Kollegen,
Wir wenden uns an Euch mit der Bitte um Hilfe und Solidarität wegen eines Disziplinarverfahrens, das die Rektorin der Fachhochschule Bielefeld, Professor Dr. Beate Rennen-Allhoff, Anfang Juni gegen Professor Heinz Gess eingeleitet hat. Vorgeworfen wird Gess, seine Pflichten als Beamter verletzt zu haben. Er habe dem Ansehen der Behörde geschadet und insbesondere gegen die Verschwiegenheitspflicht verstoßen.
Es geht um einen Artikel, den wir beide verfasst haben, und den Heinz Gess auf der von ihm betrieben Homepage kritiknetz.de unter dem Titel "Grün-braune Liebe zur Natur: Die NSDAP als 'grüne Partei' und die Lücken der Naturschutzforschung" veröffentlicht hat.
Das Disziplinarverfahren bezieht sich auf eine Nachbemerkung von Gess.
Er verweist darin auf die Tatsache, dass Werner Haverbeck (1909-1999) ab 1972 mehrere Jahre lang an der FH Bielefeld als Professor für Sozialwissenschaft wirken konnte. Haverbeck war Mitglied der NSDAP-Reichsleitung, des NS-Studentenbundes und der SA sowie Leiter des NS-Reichsbundes für Volkstum und Heimat. In der Bundesrepublik war Haverbeck von 1974 bis 1982 Präsident des rechtslastigen Umweltverbandes "Weltbund zum Schutz des Lebens" und Mitunterzeichner des so genannten Heidelberger Manifestes von 1981, in dem die Forderung "Ausländer raus" pseudoökologisch verbrämt erhoben wurde. Haverbeck war Mitbegründer des so genannten Collegium Humanum in Vlotho in Niedersachsen, einer rechtsextremen Tagungsstätte, wo sich unter anderem 1984 das "Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Führers" (KAH) traf.
Die Einleitung des Disziplinarverfahrens begründet Rektorin Rennen-Allhoff mit folgender Passage des Textes von Gess:
"Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch, dass der Werner Haverbeck an der FH Bielefeld ungeachtet seiner Nazi-Karriere und neofaschistischen Aktivitäten ungestört seinen ideologischen und politischen Geschäften nachgehen und seine verdorbenen Früchte als 'Professor für Sozialwissenschaft' unter die Studierenden bringen konnte, ohne je dafür an der FH in die Kritik zu geraten und ohne dass das Rektorat der FH es je für nötig gehalten hätte; sich von seinem Tun oder seinen Schriften zu distanzieren, dass aber dasselbe Rektorat (nicht in persona) und dessen Personalabteilungsleiter es für dringlich hält, sich von dem Herausgeber dieser Seite und der 'Internetzeitschrift für kritische Theorie der Gesellschaft', das Kritiknetz, ausdrücklich zu distanzieren."
Gess habe seine Dienstpflichten verletzt, weil er damit Maßnahmen der Verwaltung öffentlich kritisiert habe, urteilt die FH-Rektorin.
Wir halten es für einen Skandal, dass jemand mit einem Disziplinarverfahren überzogen werden soll, der darauf hinweist, dass ein ehemaliger hochrangiger NSDAP-Funktionär und in der Bundesrepublik prominenter Nazi-Aktivist an der FH Bielefeld Karriere machen konnte. Damit soll ein Wissenschaftler mundtot gemacht werden, der einen solchen Vorgang öffentlich benennt. Verschwiegenheitspflicht kann nicht heißen, die Einstellung eines alten Nazis zu vertuschen und das nach über 30 Jahren. Pikant ist, dass einen Monat zuvor, Anfang Mai 2008, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) das von Haverbeck gegründete Collegium Humanum wegen rechtsextremer Umtriebe verboten hat.
Wir fordern die sofortige Einstellung des Disziplinarverfahrens gegen Heinz Gess und eine Entschuldigung der Rektorin. Wir fordern, die einschlägigen Archive zu öffnen und von unabhängigen Historikern klären zu lassen, wie es möglich war, dass Haverbeck an der FH Bielefeld Dozent werden konnte. Wir verlangen - sofern aufgrund des zeitlichen Abstandes noch möglich - diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die Haverbeck gedeckt und seine Karriere ermöglicht haben.
Wir bitten Euch, diesen Vorgang publik zu machen, dieses Schreiben weiterzuverbreiten, sowie beim Wissenschaftsministerium des Landes Nordrhein-Westfalen gegen das Disziplinarverfahren gegen Heinz Gess zu protestieren. Wir haben dafür einen Musterbrief verfasst, den Ihr benutzen könnt. Solltet Ihr einen solchen Brief schicken, bitte gebt uns Rückmeldung.
Die Journalisten unter Euch bitten wir, über diesen Vorfall in ihren Medien zu berichten.
Für Rückfragen stehen wir zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Clemens Heni und Peter Bierl, Berlin, 3. August 2008"
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