Diese Pressemitteilung erreichte uns kürzlich von Antira HBF:
"Zusammenfassung:
• In Hamburg kommen täglich über 1000 Geflüchtete an, die größtenteils weiterreisen möchten.
• Die Situation am HBF ist desolat und wird nur aufgrund des Engagements von freiwilligen HelferInnen gestemmt.
• Wir fordern Bürgermeister Olaf Scholz auf, dafür zu sorgen, dass die provisorischen Strukturen am Hauptbahnhof städtische Unterstützung bekommen. Am nötigsten sind Schlafplätze, Medizinische Versorgung und Verpflegung.
Jeden Tag kommen Hunderte bis Tausende Geflüchtete am Hamburger Hauptbahnhof an. Für die meisten ist Hamburg nur eine weitere Zwischenstation, sie wollen weiter nach Nordeuropa. Die Situation am Hauptbahnhof ist mehr als desolat. Die engagierte Willkommenskultur der vielen freiwilligen HelferInnen kann nicht aufwiegen, was eine städtische Aufgabe ist: die Infrastruktur in dieser außergewöhnlichen Transitsituation bereitzustellen, um Katastrophen zu verhindern.
Nach Einschätzung der aktiven Gruppen kommen derzeit täglich ca. 1000 Geflüchtete mit Zügen aus Süddeutschland an. Die Menschen sind häufig schon viele Tage unterwegs und dementsprechend erschöpft. Der Infostand der UnterstützerInnen befindet sich gegenüber vom Reisezentrum unter einer Treppe in der Wandelhalle. Die Deutsche Bahn, die Bahnhofsmission und viele Geschäfte in der Wandelhalle versuchen ebenfalls zu helfen. Trotzdem ist alles provisorisch; es gibt keinen Raum, in dem sich die Ankommenden ausruhen könnten. Eine kurze Pause auf einer Decke vor den Geschäften im hektischen Alltagsbetrieb der Wandelhalle ist schon das Äußerste an Ruhe. Die UnterstützerInnen stellen Getränke, Obst und Butterbrote bereit, eine warme Mahlzeit liegt jenseits der sehr begrenzten Möglichkeiten. Medizinische Probleme, die angesichts der Menge nicht adäquat versorgt werden können, stellen eine unzumutbare Belastung dar.
Die Geflüchteten möchten gerne schnell weiter, endlich ankommen. Aufgrund der sich stündlich ändernden Grenzpolitiken der EU-Staaten müssen sie ihre Routen immer wieder neu planen. Die Hamburger UnterstützerInnen haben gemeinsam mit UnterstützerInnen aus anderen Städten (Lübeck, Rostock, Kiel und Flensburg) ein Informationsnetzwerk aufgebaut und stehen auch mit Gruppen aus Dänemark in Kontakt, um aktuelle Fähr-, Bahn- und Busverbindungen sowie Schlafplatzmöglichkeiten in Erfahrung zu bringen. Ein schwieriger Job in einer Zeit, in der die Schengen-Vereinbarungen nichts mehr gelten.
Je später der Abend desto unwahrscheinlicher die Weiterreise am selben Tag. Pro Nacht stehen hunderte TransitmigrantInnen vor diesem Problem: Wo können wir schlafen? Gerade für die vielen Familien mit kleinen Kindern eine unzumutbare Situation. Jede Nacht werden zur Zeit etwa 500 Menschen notdürftig untergebracht. Die Schlafplätze werden überwiegend privat organisiert. Aber auch örtliche Institutionen wie das Schauspielhaus, Moscheen, das Centro Sociale und das KoZe im Münzviertel öffnen ihre Türen für die Geflüchteten.Die Geflüchteten sind erschöpft, die UnterstützerInnen ausgelaugt: Do it yourself ist an Kapazitätsgrenzen gestoßen – wir brauchen städtische Unterstützung!
Die letzten Wochen zeigen deutlich, dass alle hektischen Versuche, die Grenzen wieder zu schließen und Kontrollen einzuführen, die Menschen nicht aufhalten können. Die Routen werden dadurch nur länger und gefährlicher, das sogenannte Schleuserwesen, das immer wieder als eigentliches Übel angeprangert wird, profitiert von der Abschottung, da bei steigendem Risiko auch die Preise steigen.
Die Stadt Hamburg muss sich darauf einstellen, dass auch in den nächsten Wochen Menschen die Transitstrecke über Hamburg nehmen oder hier ankommen wollen. Dafür sind städtische Konzepte gefragt, die Stadt Rostock macht es vor. Ein Klapptisch unter einer Treppe kann das nicht leisten!"