Hate the game!
Oppermann ist keine Lösung – Blockuppy auch nicht
Technokratisch mahlt der Alltag sich durch. Fragen sind beantwortet bevor sie formuliert waren. Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine konkurrieren mit AfD. Sarrazin walks for a brother in crime. Der mutmaßliche V-Mann Wohlleben und Elsässer im Zwillingsspeach. Laß es krachen, Blockuppy ruft, die Ohnmacht naht.
Diese fatalistisch anmutenden Zeilen verweisen auf etwas, welches besser ein Ringen mit und um Erkenntnis darstellen sollte. Das hier noch einmal abgebildete Ackermann Poster war im Jahre 2009 Titelbild des Transmitter. Man hätte annehmen dürfen das dieses über eine Provokation hinausgereicht haben würde; daß Linke sich zur gesellschaftlichen Figur des personifizierten Kapitalisten Gedanken machen. Das geschieht, aber es geschieht individuell und vereinzelt. Wo die Chance sich bietet geht’s anders los. Da bildet sich Masse. Das darf, das muß kritisert werden – es sind die immer gleichen Mobilisierungsmechanismen und Apparate deren Vorgänger_Innen in die siebziger Jahre und zur Deutschen Friedens Bewegung zurückreichen und über das Ignorieren von Bitburg 1985, mit immer viel Verständnis für den Mob bis nach Heiligendamm führten. Da ist ein nationalrevolutionärer Horizont so offen, wie auch gar nicht erwartet werden darf, daß sich hier den deutschen Wirklichkeiten gestellt würde. Wie wahr ist doch der Satz: „Im Rausch der Massen“.
Das Volk, die Nazis, der Staat – noch sind wir nicht beim Volksstaat. Möglicherweise geht es heute schon um letzte Chancen, solchen zu verhindern. Diese Gefahr wird (zur Zeit) in erstaunlicher gesellschaftlicher Breite wahrgenommen, was Einzelrepräsentationen meint. Zum gleichen Zeitpunkt allerdings, an dem AfD herausgebildet wird und eine neue sogenannte G9 Iniative in Hamburg die, durch Stadtteilschulen angestrebte Bildungschancengleichheit auszuhebeln droht. In dem Moment, an dem Konservative nicht mehr oder nicht mehr ausschließlich reaktionär sind, stoßen Reaktionäre vor. Sie müssen als solche auch bekämpft werden. Das ist eine orginäre Aufgabe der Linken – sind doch die Konservativen aller Parteien (s.o.) Volksfreund_Innen. Massen Mobilisierungen sind das Gegenteil, denn sie sind Volks- und nicht Bevölkerungsanrufungen. Sie apellieren an Kämpfe, wo der Diskurs der Straße zu studieren wäre.
Immer geht es anders los, als sich so vorgestellt wurde. Nicht nur die Gegner, ob ihrer Notwendigkeiten – auch die Akteur_Innen ob ihrer Möglichkeiten, sind da, beim ernsthaften Studium, dann ganz überrascht. Darum geht’s auch weiterhin. Die Möglichkeiten nutzen, ihren technokratischen Charakteranteil zu vernachlässigen ohne ihn zu ignorieren. Die Kraft darauf zu beziehen den großen utopischen und magischen Moment, den Überschuß gewinnen zu wollen. Das darf als avantgardistisch aufgefaßt werden, wäre aber ein Fehler.
Opferbereite Linke (und opferschaffende) steht mit ihrer Beschwerde schon der Repression, dagegen. In Märtyrer- (oder dazu in paternalistischer) Haltung verkennt sie unter anderen, daß Repression wie Herrschaftsverhältnisse Politik darstellen. Staat ist nicht einfach Staat, Repression nicht einfach Repression. Unter diesem Begriff bleiben viele Formen der Repression schlicht ausgeblendet. Es bleibt ausgeblendet, welche Wirkung die Verdächtigung aller Opfer Familien mit Ermordeten des NSU hatte: Neben den eigentlichen Morden war diese Kollektivverdächtigung die zweite Schiene zur Verängstigung und Entsolidarisierung der Communities. Dazu waren die Institutionen und deren im Modus der Selbstgleichschaltung Handelnden nur deswegen in der Lage, weil sie keinen wirksamen Widerstand zu spüren bekamen. Ein Bundesinnenministerkandidat, dessen artikuliertes Anliegen die Modernisierung der Apparate darstellt, ist im Vorwege schon gerade wegen seiner detaillierten Kenntnisse zum NSU Komplex weit hinter einer SPD von 1969 zurück. Wo er nur solange bleibt, bis auch er den den Diskurs der Straße studiert.
Hr. Home - vorab aus dem Transmitter für Juni 2013