Wir dokumentieren die Erklärung der Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci:
"Liebe Freundinnen, liebe Freude,
Liebe Anti-Rassist_innen und Antifaschist_innen,
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“.
Diesem Leitspruch der Initiatoren der „Stolpersteine“ fühlt sich unsere Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci verpflichtet. In diesem Sinne sowie unserem Verständnis folgend, dass Erinnern und Gedenken einen Ort braucht, haben wir Anfang Dezember 2010 die Initiative gegründet, bevor der NSU Komplex aufflog. Am 25. Jahrestag der brutalen Ermordung von Ramazan Avci durch Nazis haben wir uns am 21. Dezember 2010 am S-Bahnhof Landwehr zu der 1. Kundgebung versammelt. Dort und bei jeder Gelegenheit danach haben wir
die Umbenennung des Bahnhofvorplatzes in Ramazan-Avci-Platz gefordert.
Zudem forderten wir die Anbringung einer Gedenktafel, die nicht nur an Ramazan Avci, sondern an alle von Rassisten ermordete Menschen erinnern sollte.
Ramazan Avci steht für uns stellvertretend für alle Opfer des Rassismus.
Nun wissen wir, dass von den politisch Verantwortlichen in Hamburg entschieden wurde, dass der Bahnhofsvorplatz Landwehr offiziell nach Ramazan Avci umbenannt wird.
RAI hatte ursprünglich gefordert, dass die Straße, wo Ramazan Avci vor 27 Jahren von Neonazis ermordet wurde, nach ihm umbenannt werden sollte. Schließlich haben wir uns nach einer gemeinsamen Ortsbegehung mit den zuständigen Bezirkspolitikern und -Politikerinnen auf die kurzfristigen (minimale) Forderungen beschränkt, dass mindestens der Bahnhofsvorplatz und die Bushaltestellen nach Ramazan Avci Platz umbenannt werden sollte sowie eine Gedenktafel.
Die kurzfristige Forderung, Umbenennung des Vorplatzes am S-Bahnhof Landwehr in Ramazan-Avci-Platz, geschah in erste Linie bei gemeinsamer Ortsbegehung auf Wunsch von Gülistan Ayaz (Avci), die Verlobte von Ramazan Avci. Die Bezirkspolitiker_innen äußerten sich bei der gemeinsamen Ortsbegehung sinngemäß wie folgt: „die Forderung nach Straßenumbenennung nach Ramazan Avci würde über Jahre dauern, man müsste sich u. a. mit den Bewohner und Bewohnerinnen der Straße auseinandersetzen und jahrelang darauf warten, bis sie auch im Boot sind, …“ usw... Daraufhin sagte Gülistan Ayaz: „mir reicht es auch wenn ich einen Platz habe, wo ich meine Blumen hinlegen kann“ („Gelip cicegimi koyacagim bir yer olsun, simdilik o da yeterli“).
So wurde die Umbenennung des Vorplatzes am S-Bahnhof Landwehr in Ramazan-Avci-Platz zum Maßstab der kurzfristigen Forderung der Ramazan Avci Initiative. Außerdem forderten wir eine Gedenktafel, die an Ramazan Avci erinnert und die Umbenennung der Bushaltestellen an der S-Bahn Landwehr.
Die RAI hat ihre kurzfristigen (minimale) Forderungen erreicht.
Die Bushaltestellen am S- Bahnhof Landwehr werden seit dem 09.12.2012 vom HVV im Fahrplan nach Ramazan Avci benannt. Am Mittwoch 19.12.12 um 11.00 Uhr finden die offizielle Einweihung des Ramazan-Avci-Platzes und die Enthüllung der Gedenktafel sowie die Einweihung der Haltestellen statt. Diese wird von Hamburger Senat bzw. vom zuständigen Bezirksamt organisiert. Die Initiative zu Gedenken an Ramazan Avci hat im Vorfeld mitgestaltet.
In der Presseerklärung des Senats steht folgendes dazu: „…. Um ein sichtbares Zeichen des Gedenkens an die Opfer rechtsextremer Gewalt zu setzen, hat der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg entschieden, den Vorplatz am S-Bahnhof Landwehr in „Ramazan-Avci-Platz“ umzubenennen.
Zudem wird künftig eine Gedenktafel an Ramazan Avci erinnern. (…)
Der feierliche Umbenennungsakt findet statt am, Mittwoch, dem 19. Dezember 2012, um 11.00 Uhr, auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs Landwehr.
Aus diesem Anlass sprechen: Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Dr. Dorothee Stapelfeldt, der Generalkonsul der Republik Türkei Devrim Öztürk, der Leiter des Bezirksamtes Hamburg-Nord Harald Rösler sowie Ünal Zeran von der Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci.
Im Anschluss wird eine Gedenktafel durch die Vorsitzende der Bezirksversammlung Hamburg-Nord Dagmar Wiedemann und Gülistan Ayaz, Cousine von Ramazan Avci, enthüllt. Danach findet für geladene Gäste ein Empfang in der Staatlichen Gewerbeschule für Gastronomie und Ernährung statt.
Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind zu dem Termin herzlich eingeladen. Bitte beachten Sie, dass der Termin unter freiem Himmel stattfindet. „ (aus der Presseerklärung des Senats)
Außerdem laden wir euch am 19.12.2012 um 17.00 Uhr zu einer antifaschistischen Kundgebung ein. Diese wird von der Ramazan Avci Initiative in Zusammenarbeit mit antirassistischen / antifaschistischen Gruppen organisiert und gestaltet..
Bei der antifaschistischen Kundgebung werden die Angehörigen von Ramazan Avci, die Ramazan Avci Initiative, Ibrahim Arslan, Oruc Yagbasan („Oruc Abi“), einer der Zeitzeugen von damals und Aktivist aus den Reihen der „1. Generation der Arbeitsmigranten“, Ates-H, sowie weitere Aktivisten und Aktivistinnen aus den unterschiedlichen Communities von Hamburg sprechen. Darüber hinaus sind Aktivisten und Aktivistinnen aus den Reihen der Black Communities, Roma Sinti und der jüdischen Gemeinde gefragt worden. Die antifaschistische Kundgebung wird von künstlerischen Beiträgen (u. a. Leman Stehen, der Rapper Holger Burner wurde angefragt) begleitet.
Wir rufen antirassistische und antifaschistische Gruppen, Personen, Organisationen auf, sich an beiden Veranstaltungen am 19.12.212 zu beteiligen. Antirassistische, antifaschistische Transparente sowie solche gegen Antisemitismus sind zu der Kundgebung um 17h erwünscht.
Wir bekunden noch einmal unsere Solidarität mit den Familien und Angehörigen aller ermordeten Migranten und Opfern von Rassismus und Neofaschismus.
Wir solidarisieren uns auch mit der Familie von Süleyman Tasköprü.
Wir fordern die Umbenennung der Schützenstraße in Altona in Süleyman Tasköprü Straße.
Wir erinnern uns u. a, Mehmet Kaymakci, an Semra Ertan, die sich am 26. Mai 1982 in Hamburg aus Protest gegen rassistische Verhältnisse von damals öffentlich selbst verbrannte.
Initiative zu Gedenken Ramazan Avci Initiative
Dezember 2012"
