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Im Gespräch mit Mitgliedern des ZSD wurden Fragen nach dem Selbstverständnis, nach der Geschichte der serbischen und jugoslawischen Einwanderung seit 1968 (!),

Nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo, ein spät umgesetztes Ziel der kosovoalabanischen UCK (Ushtria Çlirimtare e Kosovës) der Befreiungsarmee des Kosovo mit ihrer 1999er-Luftwaffe NATO, tauchen "die Serben" wieder mit negativen Schlagzeilen auf. Sie organisieren auch in Deutschland - wer hätte das gedacht - "proserbische" Demonstrationen! Während Fahnen schwenkende, mit Autokorsos feiernde Kosovo- und andere AlbanerInnen an den Partyotismus während der Fußballweltmeisterschaft erinnern, erscheinen in Fahnen gehüllte SerbInnen als "ethnonationalistisch", wahnsinnig altbacken, borniert und ziemlich humorlos, aggressiv. Sie erinnern an den einzigen "Schlächter des Balkan", dessen Namen man je gelernt hat, und beleidigen den Weltmeister der Gedenkstätten und Mahnmale mit ihrer Unfähigkeit, aus den eigenen Verbrechen zu lernen. Je linker, so scheint es, umso besser weiß man Bescheid über den Mythos Kosovo, über die deutschen Wurzeln des daher sowieso peinlichen romantischen und essenzialisierenden - eigentlich dann ja auch faschistischen - Nationalismus der Serben, über die Verköperlichung von Männlichkeit und Nation bei serbischen "Hooligans" mit ihren Tschetnikmützen. Eine Ausnahme bilden dabei deutsch-nationale Linke, die in Serbien einen Bündnisparter zur Stärkung Europas gegen die USA sehen - als wäre es nicht insbesondere deutsche Hegemonialpolitik, die die Nationalismen im ehemaligen Jugoslawien so gestärkt hat, dass diese den einzigen Staat zerstören konnten, der in Südosteuropa jemals der deutschen Souveränität Schranken setzen konnte. Die in Deutschland und Österreich demonstrierenden Serbinnen und Serben können hier nur wahrgenommen werden aus der quasi kolonialen Perspektive der Bevölkerung einer Großmacht, die gleichweitwegvonjedemNationalismus auf die archaischen Tribalismen zweier noch nicht ganz mordernisierter Völker herabblickt. Wie aber blicken die Demonstrierenden auf die Bevölkerung hier? Wie verstehen sie sich selbst? Welche Handlungsoptionen haben sie, ehemalige GastarbeiterInnen, Flüchtlinge, deren Nachkommen in diesem Land? Seit 2006 existiert der "Zentralrat der Serben in Deutschland", der sich als Selbstorganisation von EinwanderInnen im multikulturellen Deutschland versteht, eine der Organisationen, die die Kundgebungen gegen die Unabhängigkeit einer Republik Kosova mitorganisiert.


Die Leselampe goes Camera obscura. Jedenfalls in der ersten Stunde: Von Fußball, Surrealismus, Hip Hop, Eiskunstlauf und Häuserkampf. Beim Hamburger Filmkollek
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Mitschnitt aus dem Polittbüro.

Trampert und Ebermann begrüßen diesmal Joschka Fischer als Stargast, sie gehen den Elite-Unis, dem Dax in der Hypothekenkrise und der modernen Gehirnforschung auf den Grund, sie begegnen der digitalen Boheme, dem Rapper Eminem und dem Dirigenten Metzmacher, reisen mit Benedikt zum Stift Heiligenkreuz, riskieren eine hypnotische Reinkarnationstherapie, würdigen letzte Worte, stehen aber auch auf dem Golfplatz. (Veranstaltungsankündigung)


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Mitschnitt der Lesung JEAN AMÉRY: Lefeu oder der Abbruch mit Gustav Peter Wöhler und Helmut Zhuber vom 4. Mai aus dem Politbüro.

Jean Améry: Junger Schriftsteller in Wien, Flucht vor den Nazis, Aktivist des Widerstands in Belgien, verhaftet, gefoltert, Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt. Nach 1945 mühsam als Journalist sich ernährend, Sartre-Bewunderer, Durchbruch mit der Essay-Sammlung „Jenseits von Schuld und Sühne“ (1966), öffentliche Anerkennung, zahlreiche Auszeichnungen (die ihm stets unheimlich blieben), respektiert als ‚glänzender Stilist’, anerkannt als scharfsinniger Links-Intellektueller. Vielleicht auch nur geduldet, weil man den Juden ja … schon wegen des Auslands. Dieser Améry jedenfalls nimmt sich 1974, im Alter von 62 Jahren, noch einen großen, neuen Anlauf vor. Er probe, schreibt er einem Freund, „zum ersten Mal nach vielen, so vielen Jahren wieder etwas wie Dichtung.“ Sein Essay-Roman. „Lefeu oder der Abbruch“, wird schließlich zu einer Bilanz der eigenen Existenz, des eigenen Denkens. „Der Autor, geübt im Verzicht auf alles, was die ‚Geradlinigkeit der Argumentation gefährden könnte’, erlebt im Schreibprozess eine Überraschung. Die Erzählsprache sprengt sich aus ihrem Vernunftskorsett, verselbstständigt sich. Als Romancier wagt er, was nicht geplant war, in ‚halluzinatorische Gebilde abzuheben und die differenziertesten Klangarten von Tragik bis Komik, von Pathos und Ironie bis zur Groteske anzustimmen.’“
Einige ihn schroff angreifende, einige ihn mitleidig belächelnde Kritiken ließen ihn bitter feststellen: Vom Romancier wolle man nichts wissen, man lasse ihn eben nur als „Parade-Opfer und Leidensjuden des Judenleidens“ gelten.
„Erst wer Amérys Fiktionen kennt, kennt Améry wirklich“, schreibt seine Biographin, Irene Heidelberger-Leonard. (Veranstaltungsankündigung)


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Texte von Guy De Maupassant aus dem Polittbüro vom 14. April d. Jahres.
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Schwulenhaß und Männerbund: Vortrag von Tjark Kunstreich. Eine Austauschsendung von Radio Corax / Halle.

Wenn sich niemand mehr wundert, dann stimmt etwas nicht: An der Musik kann es nicht liegen, daß deutscher Sprechgesang zur beliebtesten Stilrichtung unter männlichen Jugendlichen geworden ist. Die Einfallslosigkeit der Samples, die Stereotypie der Pose, der immergleiche Sprechrhythmus, mit dem sich deutsche Rapper gegen den Flow und den Sprachwitz amerikanischer Rapper abgrenzen wollen, indem sie noch männlicher, d.h. unmusikalischer daherkommen, leben schon längst mehr von Street-credibility, also der Beschränktheit der Instrumente wie des eigenen Geistes, sondern von scheinbarer Provokation.
Die Inhalte dieser Provokation der deutschen Bürgerwelt sind hinlänglich bekannt: Schwulenhaß und Frauenverachtung, Rassismus und Antisemitismus, Antiamerikanismus und eine merkwürdige Affinität zum Islam. Allerdings sind gerade letztere zu Provokation in Deutschland kaum geeignet, weil das Ressentiment den allgemeinen Geisteszustand kennzeichnet. Gegen Schwulenhaß und Frauenverachtung im deutschen Sprechgesang protestieren jedoch viele, von Claudia Roth bis zum Lesben- und Schwulenverband in Deutschland: Das will man doch lieber dem Iran und anderen Ländern überlassen, bei denen man sich damit beruhigen kann, daß es sich bei Gepflogenheiten wie Steinigungen um kulturelle Eigenheiten handele.
Weil das eine Ressentiment geteilt wird und das andere nicht etwa verurteilt würde, weil es menschenverachtend und antizivilisatorisch ist, sondern schlicht, weil man zwar so denken, aber nicht so sprechen dürfe, also weil es nicht politisch korrekt formuliert wird, erscheint es in der öffentlichen Debatte so, als seien die schwulen- und frauenfeindlichen Texte deutscher Rapper Ausfälle einer ansonsten kommoden Subkultur. Die zur Eingrenzung dieser Ausfälle unternommenen Bemühungen erinnern nicht zufällig an die akzeptierende Sozialarbeit mit Nazis, deren Erfolg darin bestand, das Nazitum zur Alltagskultur zu machen.
Was aber, wenn es sich, ähnlich wie bei den Zonen-Nazis der neunziger Jahre, nicht um Irregeleitete handelt, sondern um Überzeugungstäter? Wenn es tatsächlich nicht um die Musik, sondern um die Botschaft geht? Der Schwulenhaß und die Frauenverachtung sind nicht zufällig mit zivilisationsfeindlicher Ideologie verbunden: die Frauen- und Schwulenemanzipation sind ja nicht zuletzt ein Resultat der Zivilisation. Und an die, die der Zivilisation etwas zu danken haben, heftet sich der Haß derer, die von sich meinen, zu kurz gekommen zu sein und immer übers Ohr gehauen zu werden. Kurzum: Deutscher Hiphop ist wegen der Haß-Texte erfolgreich und nicht wegen der Musik. Auf den Konzerten treffen sich männliche Jugendliche mit der Sehnsucht nach dem Männerbund, die auch ansonsten für klare Verhältnisse sind. Die Männlichkeit, mit der sie imponieren wollen, ist so hohl, daß sie Schwule und Frauen, die für eine unbekannte Verheißung stehen, hassen müssen. Und sie glauben dem, der ihnen das erzählt.
Der Männerbund, das wußten schon die Vertreter der Kritischen Theorie nach ihrer Studie über Autorität und Familie, ist die Keimzelle autoritärer Herrschaft. Das Bedürfnis nach einfachen Herrschaftsverhältnissen, wie sie in Banden und Gangs vorherrschen, korrespondiert mit einer Homophobie, die das gleichgeschlechtliche Verlangen im eingeschlechtlichen Zusammenhang leugnen und nach außen projizieren muß.


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Austauschsendung von Radio Blau, produziert im Conne Island in Leipzig. Buchenwald ist vielen nur als ehemaliges Konzentrationslager und heutige Gedenkstätte a

Buchenwald steht bis heute symbolisch für die Verbrechen der Nazis. Bis 1945 befand sich auf dem Ettersberg bei Weimar das Konzentrationslager Buchenwald, in welchem tausende Menschen ermordet worden sind. Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass das ehemalige KZ-Lagergelände nach 1945 als Internierungslager für Deutsche genutzt wurde. In der "Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald", die die SED Ende der 50er Jahre auf dem Gelände errichten ließ, wurde dieses Internierungslager nicht thematisiert. Bis zum Ende der DDR befand sich hier eine Heldengedenkstätte, welche ausschließlich politischen Häftlingen des KZs und deren Widerstand gedachte. Andere Opfergruppen, wie vor allem die unzähligen jüdischen Häftlinge, wurden - wenn überhaupt - nur am Rande erwähnt.
Nach 1990 gab es einen heftigen Konflikt rund um die Gedenkstätte Buchenwald und um die Frage, wie das Speziallager ins Gedenken integriert werden sollte. Einige ehemalige KZ-Häftlinge befürchteten, dass nun auf dem Gelände auch an Täter im Nationalsozialismus gedacht werden würde. Damit würden diese beiden Regime gleichgesetzt und die internationale Bedeutung von Buchenwald als Ort der Erinnerung an die Opfer des Faschismus würde hinter der nationalen Geschichtspolitik verschwinden.
Dazu sprachen wir mit dem Historiker Prof. Dr. Siegfried Wolf, dem pädagogischen Mitarbeiter der Gedenkstätte Roland Czerny-Werner sowie dem Kustos der Speziallagerausstellung Dr. Bodo Ritscher.
Musikalisch wird die Sendung von Old School Hip Hop begeleitet. Ihr hört unter anderem Jeru the Damaja und das Antipop Consortium.


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Wiederholung der Dezembersendung aus Anlaß der Kommunalwahl in Schleswig Holstein mit einem ergänzenden Beitrag zu Nazistrukturen in Neumünster.
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